Die EKKW muss ihre Ausgaben deutlich senken. Das machte Vizepräsidentin Katharina Apel während der Herbstsynode deutlich. Die Mitgliederzahlen sinken kontinuierlich, die finanziellen Ressourcen werden weniger.
Hofgeismar (epd). Die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) verzeichnet für 2024 einen Rückgang der Kirchensteuererträge von rund drei Prozent gegenüber dem Vorjahr. Bis Ende September hat die Landeskirche rund 145 Millionen Euro eingenommen, das sind fünf Millionen Euro weniger als im Vergleichszeitraum 2023. Das geht aus dem Finanzbericht von Vizepräsidentin Katharina Apel hervor, den sie der kurhessischen Synode am 26. November im nordhessischen Hofgeismar vorstellte. Noch vor einem Jahr sei die Landeskirche von einem Minus gegenüber 2023 in Höhe von rund einem Prozent ausgegangen.
Die Vizepräsidentin rechnet nun für das laufende Jahr mit einem Gesamtkirchensteueraufkommen von rund 204 Millionen Euro. Abzüglich der Aufwendungen aus dem Kirchenlohnsteuer-Verrechnungsverfahren, dem sogenannten Clearing, und der Zuweisungen an landeskirchliche Gemeinschaften verbleiben ihren Angaben zufolge rund 180 Millionen Euro an Kirchensteuererträgen. Die seien neun Millionen Euro weniger als 2023.
Die Entwicklung des Kirchensteueraufkommens von 2021 bis 2023 zeige, dass im Jahr 2022 der Scheitelpunkt erreicht gewesen sei: „Ab 2023 konnten die Auswirkungen des Mitgliederrückgangs nicht mehr kompensiert werden“, führte Apel aus. Das Gesamtaufkommen der Kirchensteuererträge habe im Vorjahr rund 208 Millionen Euro betragen. Die seien knapp 3,8 Millionen Euro weniger als 2022 (minus 1,76 Prozent).
Die EKKW musste im Jahr 2023 einen Verlust von rund 20.000 Mitgliedern (minus 2,73 Prozent) hinnehmen. Das ist ein Trend, der im Jahr 2024 andauert: Bis zum 31. Oktober habe die Landeskirche weitere rund 18.000 Menschen verloren, sodass ihr zu diesem Stichtag rund 692.300 Mitglieder angehörten. Damit setze sich die negative Entwicklung der vergangenen Jahre bei den Kirchenmitgliedern fort, resümierte Apel. Bereits in den Jahren 2020, 2021 und 2022 lag der Mitgliederverlust jährlich zwischen 2,15 und 2,54 Prozent.
Auch die Belastungen durch das Clearing-Verfahren fallen für die kurhessische Kirche deutlich höher aus als erwartet. Die EKKW musste 2023 rund 3,56 Millionen Euro zusätzlich zur bereits geleisteten Vorauszahlung von 5,4 Millionen Euro an andere Landeskirchen nachzahlen. Zudem seien weitere Clearing-Vorauszahlungen in Höhe von 14,2 Millionen Euro fällig gewesen, erläuterte die Vizepräsidentin. Für das Jahr 2024 sei die Zahlung auf 17,2 Millionen Euro festgesetzt: „Ein historischer Höchststand“.
Angesichts dieser Verschärfungen sei es geboten, die mittelfristige Finanzplanung anzupassen, forderte Apel. Die von der Synode im November 2023 beschlossene Planung sah für 2026 ein Defizit von rund 8,2 Millionen Euro und für 2027 von 16,1 Millionen Euro vor. In den Jahren 2030 beziehungsweise 2035 lägen die Defizite bei 53 Millionen beziehungsweise 101 Millionen Euro.
„Diese Zahlen zeigen, dass wir in unseren Konsolidierungsbemühungen nicht nachlassen dürfen“, betonte die Vizepräsidentin. Ohne weitere Einsparungen werde die verfügbare Kirchensteuerschwankungsreserve von 8,4 Millionen Euro nicht mehr ausreichen, um einen ausgeglichenen Doppelhaushalt 2026/2027 aufstellen zu können.
Apel verwies auf bereits umgesetzte Kompensierungsmaßnahmen wie die Kürzung der Zuweisungen an die Diakonie Hessen. Weitere Einschnitte stünden an, unter anderem bei der Finanzierung der Kindertagesstätten, in der Verwaltung und den kirchlichen Gebäuden.
Die Synode tagt bis 27. November. Weitere Tagesordnungspunkte sind unter anderem die künftigen Grundsätze der Kita-Strategie der EKKW, ein Bericht der Diakonie Hessen und verschiedene Kirchengesetze.
www.ekkw.de ; die Synode kann dort im Livestream verfolgt werden.