EKHN-Kirchenpräsident rügt Debatte um Syrien-Flüchtlinge
Darmstadt (epd).

Der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Volker Jung, hat die Forderung kritisiert, Flüchtlinge aus Syrien unmittelbar nach dem Sturz des Diktators Baschar al-Assad abzuschieben. „In dieser Situation als Erstes Abschiebungen von Schutzbedürftigen zu fordern, ist beschämend, kurzsichtig und politisch außerordentlich unklug“, sagte Jung am 10. Dezember in Darmstadt. Entsprechende Forderungen hatten unter anderen AfD- und CDU-Politiker einen Tag nach der Machtübernahme in Syrien durch radikale Islamisten und andere Rebellengruppen erhoben. Tatsächlich benötigten die in Deutschland lebenden Menschen Zeit, um in Ruhe über ihre Zukunftsperspektiven zu entscheiden, erklärte der Kirchenpräsident.

Jung appellierte an die Behörden, Flüchtlingen Reisen zwischen Deutschland und Syrien zu ermöglichen, ohne aufenthaltsrechtliche Folgen fürchten zu müssen: „So würde ihnen ermöglicht, Angehörige zu unterstützen und den Wiederaufbau zu fördern.“ Nach geltender Rechtslage riskieren Flüchtlinge ihren Asyl- oder Schutzstatus in Deutschland, wenn bekannt wird, dass sie vorübergehend in ihr Herkunftsland zurückkehren.

Jung äußerte die Hoffnung, dass es den Syrerinnen und Syrern gelingt, staatliche Strukturen aufzubauen, in denen alle religiösen und ethnischen Gruppen geschützt werden. „Es gibt Hoffnung, aber es lauern auch zahlreiche Gefahren“, sagte er. Dass viele Menschen in Syrien nach dem „Ende eines mehr als 50-jährigen Regimes des Schreckens und der Folter“ aufatmeten, sei verständlich, allerdings sei noch nicht absehbar, wie sich das Land in Zukunft entwickeln werde. Syrien brauche keine machtpolitischen Einflussnahmen von außen. Das Land brauche größtmögliche internationale Unterstützung, um demokratische Strukturen und funktionierende Institutionen aufzubauen.