Christiane Tietz zur EKHN-Kirchenpräsidentin gewählt

Christiane Tietz ist zur ersten Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau gewählt worden. Das Ergebnis war überraschend klar.

Frankfurt a.M. (epd). Die neue Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) heißt Christiane Tietz. Die 57-jährige Theologieprofessorin erhielt am 28. September in Frankfurt am Main im ersten Wahlgang 82 von 119 abgegebenen Stimmen der Kirchensynodalen. Ihre Amtszeit beträgt acht Jahre und beginnt am 1. Februar des nächsten Jahres.

Ihre Mitbewerberin, die Pröpstin für Rheinhessen und Nassauer Land, Henriette Crüwell, erhielt 20 Stimmen, der Beauftragte der Evangelischen Kirchen in Hessen am Sitz der Landesregierung, Martin Mencke, gewann 16 Stimmen. Tietz tritt die Nachfolge von Kirchenpräsident Volker Jung an. Der 64-Jährige zieht sich nach 16 Jahren an der Spitze der Kirche Ende des Jahres in den Ruhestand zurück.

Am Ende ihrer Vorstellungsrunde hatte Christiane Tietz der Kirche eine Liebeserklärung gemacht: „Die vergangenen Monate sind ein Verliebtsein mit der EKHN. Ich sehe die EKHN realistisch, mit ihrer Erschöpfung, ihren Spannungen und ungeklärten Herausforderungen. Diese Kirche möchte ich mit Ihnen gestalten.“ Sie sei in Frankfurt geboren und aufgewachsen, „hierher zurückzukehren, ist mir ein Herzensanliegen“.

Tietz möchte nach ihren Worten Formate stärken, in denen Kinder und Jugendliche den christlichen Glauben erfahren. Sie warb für ein Miteinander von „Innovation und dem, was aus guten Gründen heute noch trägt“. Dazu brauche es „warmherziges Augenmaß und mutige Nüchternheit“. Ihr erster Arbeitsschwerpunkt werde die Beschäftigung mit der ForuM-Studie zu sexuellem Missbrauch sein. Sie wolle die in der Studie aufgezeigten Defizite der Kirche wie Konfliktunfähigkeit bearbeiten.

Die künftige Kirchenpräsidentin räumte dem Klimaschutz eine wichtige Rolle ein: „Ich mache mir viele Gedanken, was ich esse, wie ich reise“, sagte sie. Die Rolle der Kirche bestehe hier auch in der Bildung: Menschen einen neuen Blick auf die Welt zu eröffnen, weil sie eine Schöpfung Gottes sei. Flüchtlinge stünden im Zentrum der biblischen Geschichten, sagte Tietz. Das Angebot des Kirchenasyls stehe dafür, dass die Kirche dies wichtig nehme. Tietz unterstrich, die Kirche stehe für Grundwerte wie Gleichheit, Freiheit und Gleichberechtigung ein. Indem die Kirche versuche, in der Fläche zu bleiben, könne sie dort ein Gegengewicht zu politischen Extremen bilden.

Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Bischöfin Kirsten Fehrs, gratulierte Tietz zur Wahl. Sie hob „ihre kluge und zugewandte Art, ihre Erfahrungen in Gremien, in Wissenschaft und Ausland“ hervor.

Er freue sich darauf, die von Vertrauen geprägte Zusammenarbeit des Landes Hessen und der EKHN mit Christiane Tietz weiterzuführen, sagte Hessens Ministerpräsident Boris Rhein (CDU). Er sei überzeugt, dass sie die Kirche „mit ihrer Persönlichkeit prägen und in eine gute Zukunft“ führen werde. Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Alexander Schweitzer (SPD) sagte, er freue sich, dass Tietz Brücken bauen wolle zwischen unterschiedlichen Gruppen innerhalb und außerhalb der Kirche. Zudem begrüße er, dass sie sich dafür einsetzen will, dass Konsequenzen aus der ForuM-Studie gezogen werden.

Christiane Tietz wurde 1967 in Frankfurt geboren. Sie hat Mathematik und Evangelische Theologie in Frankfurt und Tübingen studiert. 1999 wurde sie in Evangelischer Theologie promoviert und 2004 habilitiert. Von 2008 bis 2013 war sie Theologieprofessorin an der Universität Mainz, seit 2013 in Zürich. Längere berufliche Auslandsaufenthalte führten sie nach Chicago, New York und Princeton.

Von 2010 bis 2012 war Tietz berufenes Mitglied der Kirchensynode der EKHN, von 2010 bis 2013 im Rat der EKD. Sie ist als Mitglied der EKHN berufene Synodale der EKD-Synode und Vorsitzende des Theologischen Ausschusses der Union Evangelischer Kirchen (UEK). Christiane Tietz ist verheiratet.

Die EKHN hat rund 1,3 Millionen Mitglieder in rund 1.000 Gemeinden. Das Kirchengebiet umfasst Teile von Mittel- und Südhessen sowie von Rheinland-Pfalz mit Mainz.

www.ekhn.de