Künstliche Intelligenz (KI) und andere technische Entwicklungen sollten nach Ansicht von Kardinal Reinhard Marx dem Leben der Menschen dienen. „Im Mittelpunkt steht der Mensch - als Subjekt und nicht als Objekt!“, sagte Marx laut Mitteilung am Montag. In der weiteren Gestaltung der digitalen Transformation gehe es darum, die Freiheit aller Menschen zu befördern. Alle Menschen müssten gleichermaßen Zugang zu technischen Entwicklungen erhalten, sagte der Erzbischof von München und Freising anlässlich des Mediensonntags am 8. September.
Auch KI könne zum Guten eingesetzt werden, im Einklang mit zentralen Werten wie Demokratie, Gerechtigkeit, Freiheit und Frieden, sagte Marx, der auch Vorsitzender der Publizistischen Kommission der Deutschen Bischofskonferenz ist. Ein möglicher Orientierungspunkt dazu könnten die sozialen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen sein, die sich etwa der Überwindung von Ungleichheit, Armut und Hunger, aber auch der Förderung von Bildung, Geschlechtergerechtigkeit und Nachhaltigkeit verschreiben.
Seit dem 1. August ist in der EU eine neue KI-Verordnung, der sogenannte „AI Act“ in Kraft. Darin würden einige Anwendungen von KI als riskant bewertet und unter bestimmte Anforderungen gestellt, etwa das „Social Scoring“, das soziales Verhalten bewerte. Der Einsatz dieser Technologie in China werde seit Langem höchst kritisch gesehen, sagte Marx. „Mit solchen Anwendungen wird es möglich, dass die Würde des Menschen zu einem beliebigen, bestimmten ‚Wert‘ (score) degradiert wird.“ Sie stärkten nicht die Freiheit, sondern dienten partikularen Interessen staatlicher und ökonomischer Art. Kritierien, ethische Standards und Mechanismen zur Regulierung solcher technologischer Entwicklungen seien deshalb entscheidend, sagte Marx.
Es sei gut, dass viele, die KI erforschten, entwickelten und einsetzten, dies auch mit einer ethischen Haltung täten, sagte der Münchner und Freisinger Erzbischof. „Ich bin überzeugt, dass eine Technologisierung und Ökonomisierung ohne Ethik letztlich scheitern wird, weil sie den Menschen nicht in seiner Ganzheit erfassen kann. KI braucht den Menschen, nicht der Mensch die KI!“
Wichtig sei auch, dass Menschen im Umgang mit KI geschult würden, etwa um die Manipulation von öffentlichen Diskursen und Meinungsbildung durch Fake News und Deepfakes zu erkennen. Dazu trage auch die katholische Kirche mit Angeboten zur Medienpädagogik und Medienkompetenz bei.
Am 8. September 2024 begeht die katholische Kirche in Deutschland den 58. Welttag der sozialen Kommunikationsmittel, der auch als Mediensonntag bekannt ist. Papst Franziskus veröffentlichte in diesem Jahr eine Botschaft zum Thema „Künstliche Intelligenz und Weisheit des Herzens: für eine wahrhaft menschliche Kommunikation“. Darin benennt er verschiedene Möglichkeiten und Risiken, die mit dem Einsatz von KI verbunden sein können. (00/2596/02.09.2024)