Die Landessynodale Constanze Pott begrüßt die Debatte um eine mögliche Frauenquote in der bayerischen evangelischen Landeskirche. „Wir können es uns als Organisation Kirche nicht leisten, Frauen nicht zu fördern und sie nicht in Führungspositionen zu bringen“, sagte die Kirchenparlamentarierin aus dem Kirchenkreis Nürnberg dem Evangelischen Pressedienst (epd). Sollten sich nur Männer auf einen Posten bewerben, „muss das Verfahren gestoppt werden, bis eine geeignete Frau gefunden ist“. Pott, die selbst in leitender Position in einem Großkonzern tätig ist, hatte sich bereits in der Vergangenheit in der Synode für die Förderung von Frauen in Führungspositionen starkgemacht.
Dazu kommt für Pott, dass 55 Prozent, der jungen Leute, die ein Theologie-Studium beginnen, weiblich sind. „Wenn wir Frauen nicht aktiv fördern, werden wir in einigen Jahren nicht mehr genügend Führungskräfte haben.“ Schon jetzt könnten viele Fachstellen nicht mehr besetzt werden, weil der Nachwuchs fehle. Pott hält Diversität in der Führungsriege von Unternehmen und Organisationen wie der Kirche grundsätzlich für entscheidend: „Ein diverses Führungskräfteteam führt besser als ein rein männliches oder rein weibliches Team.“ Diversität in Führungsteams sorge für bessere Ergebnisse und eine bessere Repräsentation der Gesellschaft.
Das Argument, dass es bei Stellenbesetzungen nur um Kompetenz gehen sollte, will Pott nicht gelten lassen. „Diversität und ein hoher Frauenanteil sind wichtiger als ein bestimmtes Kompetenzprofil für eine Stelle.“ Diversität sei ein höheres Gut als das bloße Abhaken von Kompetenzkriterien. Zugleich forderte Pott mehr Transparenz bei kirchlichen Stellenbesetzungen. „Wie ist der aktuelle Status quo? Wie viele Dekane und Dekaninnen haben wir heute? Wie viele offene Stellen gibt es? Welche Bewerberzahlen haben wir und wie ist der Anteil männlicher und weiblicher Bewerber?“ Mit solchen Informationen wäre ein effektives Controlling möglich. Außerdem könnte man so auch herausfinden, warum sich Frauen womöglich erst gar nicht bewerben.
Auslöser für die aktuelle Debatte ist die vorerst gescheiterte Regionalbischofs-Besetzung im Kirchenkreis Bayreuth. Vergangenen Donnerstag (20. Juni) war der Nürnberger Dekan Jonas Schiller als Nachfolger von Dorothea Greiner bekannt gegeben worden, die sich in den Ruhestand verabschiedet. Die Landshuter Dekanin Nina Lubomierski kritisierte daraufhin öffentlich, dass erneut bei der Vergabe eines Oberkirchenrats-Postens keine Frau berücksichtigt worden sei. Schiller zog einen Tag später zurück und begründete den Schritt mit „privaten Gründen“. Die Stelle muss nun neu ausgeschrieben werden.
Pott warnte in diesem Zusammenhang vor einem „kurzfristigen Aktionismus“. Wichtiger als eine schnelle Neubesetzung wäre „alles daranzusetzen, die richtige Kandidatin zu finden“. (00/1945/25.06.2024)