Kino im Kopf
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HOER.SPIEL Museum in Kassel
Kassel (epd).

Schon mal mit den „Drei Fragezeichen“ telefoniert? Im historischen Palais Bellevue in Kassel lässt sich die Wählscheibe eines nostalgischen Apparats drehen, ein leises Rattern ertönt, und plötzlich ertönen die vertrauten Stimmen von Justus, Peter oder Bob. Doch was bedeutet es, dass die Stimme aus dem Apparat warnt „Wegbleiben“? Gibt es ein Geheimnis, das gelüftet werden muss? Erinnerungen an unzählige Abenteuer, Rätsel und mysteriöse Fälle aus Kindertagen sind geweckt.

Spannende Erlebnisse erwarten die Gäste im interaktiven Hörspielmuseum, das nach einer ersten Station in Schleswig-Holstein vor knapp einem Jahr unter der Federführung der Stiftung Brückner-Kühner in das Kulturhaus Palais Bellevue eingezogen ist. Vier Mitmachstationen laden nicht nur Kinder zum Hören, Spielen und Staunen ein, sie begeistern auch Erwachsene, wie die Studentin Laura Fleider, die Interessierte durch die Ausstellung führt, schildert.

Weit gereist - von Lübeck nach Kassel

In der Geräuschwerkstatt wird das Erzeugen von prasselndem Regen zum Kinderspiel. An einer anderen Station haben Gäste die Möglichkeit, einen Stummfilm mit den unvergesslichen Komikern Stan Laurel und Oliver Hardy zu vertonen - mit klackernden Schuhen, dem Quietschen von Türen, dem Donnern mächtiger Pferdehufe, berstendem Glas oder einem fröhlichen Tusch als Geräuschkulisse. Manchmal passt der Ton perfekt zu den Bildern. Und wenn nicht, dann ist es erst recht ein Spaß.

Das Hörspielmuseum wurde von Heikedine Körting - mit mehr als 2.000 Hörspielen und über 180 Gold- und Platinplatten die erfolgreichste Hörspielproduzentin der Welt - gemeinsam mit der Sprecherin und Schauspielerin Sandra Keck aus Hamburg entwickelt und realisiert. Zunächst war das Museum seit 2021 auf Gut Hasselburg bei Lübeck beheimatet, bevor es zum 100. Jubiläum des Radios in Deutschland nach Kasel kam. Der Eintritt in dem am Wochenende geöffneten Museum ist frei.

Die Geschäftsführerin und Kuratorin der Stiftung Brückner-Kühner, Julia Blando, will das Museum lebendig halten: „Wir sind im Gespräch mit Filmemachern, wie man die Stummfilm-Station neu bespielen und bestücken kann, sind hier aber noch am Anfang.“ Ihr Lieblingsort sei die Geräuschwerkstatt: „Sounds wie Wellenrauschen oder das Trappeln von Pferden inspirieren zu bestimmten Szenarien, während das Effektgerät gruselige Atmosphären erzeugt und ein Regenrohr ganze Welten entfalten kann.“

Wie die Geräuschkulissen entstehen

Wie die Geräuschkulissen entstehen, ist sowohl für Kinder als auch für Erwachsene faszinierend zu entdecken. Mit einem Bügel lässt sich ein authentisches Türquietschen erzeugen, während Kokosnüsse lebhaftes Hufgetrappel imitieren. Ein Kissen und eine Bürste zaubern das sanfte Rauschen des Meeres oder Schritte im Schnee herbei. „Hier wird Kino im Kopf lebendig“, schwärmt Blando.

Zwischen dem Ausprobieren von Hintergrundgeräuschen und dem Raten bekannter Schauspieler-Stimmen gewährt das Hörspielmuseum auch einen Einblick in ein Aufnahmestudio. Dort können Besucherinnen und Besucher selbst ein Hörspiel synchronisieren und aufnehmen. Eine Jukebox bietet eine Auswahl an Hörspielkassetten - zum Beispiel mit den Geschichten von Willi Wipfel und seinen Freunden oder von Holle Honig, dem Hörspielbären.

Ebenfalls Teil der Exponate sind einige Goldene Schallplatten, die Heikedine Körting, Schöpferin der beliebten Serien „Die drei Fragezeichen“ und „TKKG“, für ihre Hörspiele erhalten hat. Und nicht zuletzt bereichert die Komplimente-Box mit Beifall den Museumsbesuch und tönt: „Wow!“

Von Helga Kristina Kothe (epd)