Die Lippische Landeskirche hat sich auf ihrer Herbstsynode gegen Rechtspopulismus und Fremdenfeindlichkeit mit einer Erklärung positioniert. „Wir dürfen als Kirche nicht schweigen, wenn Menschen ausgegrenzt, verachtet, verfolgt oder bedroht werden“, sagte Landessuperintendent Dietmar Arends vor der Synode in Augustdorf. Zudem beschloss das Kirchenparlament den Haushalt der Landeskirche für das kommende Jahr.
In der Erklärung spricht sich die Landeskirche angesichts eines Erstarkens von extrem rechten Parteien und Gruppen für eine offene, tolerante und gerechte Gesellschaft aus. Die Synode erklärte es unter anderem als nicht vereinbar mit der Übernahme von Ämtern und Funktionen in der Lippischen Landeskirche, wenn jemand aktiv für die AfD und andere Parteien sowie Gruppen der extremen Rechten eintrete. Dieter Bökemeier, Landespfarrer für Flucht und Migration, wies darauf hin, dass erst vor wenigen Tagen Mitglieder einer Behindertenwohngruppe am Rande einer AfD-Kundgebung in Lemgo beleidigend angegangen worden seien.
Nach dem beschlossenen Haushalt kann die Lippische Landeskirche im Jahr 2025 mit insgesamt rund 53 Millionen Euro wirtschaften. Das Haushaltsvolumen liegt rund eine Million Euro unter dem des laufenden Jahres. Der Haushalt soll durch Rücklagen ausgeglichen werden. Grundlage sind nach Angaben des Juristischen Kirchenrates Arno Schilberg geschätzte 34 Millionen Euro Einnahmen aus der Kirchensteuer.
Neben den gleichbleibend hohen Zahlen der Kirchenaustritte würden sowohl die Einnahmen aus der Kirchenlohnsteuer als auch der Kircheneinkommenssteuer zurückgehen. Daher müssten deutliche Einsparungen in mehreren Bereichen vorgenommen werden, erklärte Schilberg, der am 1. Februar in den Ruhestand tritt. Nachfolger wird der westfälische Landeskirchenrat Martin Bock (48).
In den Haushalt fließen außer den Kirchensteuern auch Einnahmen aus Grundstückspachten, Mieten und Zinsen. Die Kirchensteuereinnahmen werden auf die Kirchengemeinden, die Pfarrstellen sowie auf die Landeskirche verteilt.
Unterdessen soll die Arbeit der 68 evangelischen Kindertagesstätten im Bereich der Lippischen Landeskirchen weiter gestärkt werden. Das Qualitätsmanagement soll nach dem Willen der Synode eine wichtige Rolle dabei spielen. Das BETA-Gütesiegel mit seinen verbindlichen Standards zur religiösen Bildung und Zusammenarbeit soll beispielsweise Grundlage sein, um landeskirchliche Mittel in Anspruch nehmen zu können, erläuterte der Theologische Kirchenrat Thomas Warnke.
Die Kirche muss sich nach den Worten des Organisationsforschers Roland Schöttler mehr als Organisation mit gesellschaftlich relevanten Angeboten sehen. „Die alten Strukturen der Kirche scheinen heute nicht mehr zu funktionieren“, sagte der Professor für Sozialökonomie an der Hochschule Bochum vor der Lippischen Landessynode. Kirche müsse ihre Rolle in der Gesellschaft neu finden und so ihre Relevanz nachweisen.
In der Lippischen Landeskirche werden künftig auch Interprofessionelle Teams gebildet werden können. In den Teams können Nichttheologen mitwirken und dabei auch pfarramtliche Aufgaben übernehmen. Für die sogenannte Zukunftssynode im Frühjahr hat die Synode einem Papier zugestimmt, in dem Leitlinien für künftige Handelsfelder ausgeführt sind. Bis dahin sollen weitere Maßnahmen und Perspektiven erarbeitet werden.
Zudem wurde ein Kirchengesetz über die Bildung von Kinder- und Jugendvertretungen in der Lippischen Landeskirche beschlossen. Damit sollen die Mitwirkungsmöglichkeiten von jungen Menschen gestärkt werden. Ihnen wird damit ermöglicht, sich innerhalb der Kirchengemeinde und auch innerhalb der Landeskirche als Jugendverband zusammenzuschließen.
In den vergangenen zehn Jahren hat die Lippische Landeskirche dem Juristischen Kirchenrat Schilberg zufolge insgesamt mehr als 45.000 Gemeindemitglieder verloren. Aktuell liegt die Gemeindemitgliederzahl bei 131.353. Die Lippische Landeskirche ist die drittkleinste der 20 evangelischen Landeskirchen in Deutschland. Oberstes Entscheidungsgremium ist die Landessynode, der 57 Synodale angehören. Sie tagt zweimal im Jahr.