Der Sozialverband Deutschland (SoVD) Hamburg fordert mehr Therapieplätze und psychotherapeutische Angebote für Frauen. Mit steigendem Alter sind Frauen deutlich stärker von Depressionen betroffen als Männer, wie der SoVD am Montag mitteilte. „Schon vor Ende der Pandemie war klar und absolut absehbar, dass es einen verstärkten Bedarf an psychologischer Unterstützung für die Menschen in Hamburg geben wird“, sagte Klaus Wicher, Vorsitzender des SoVD Hamburg. In der Stadt gebe es lediglich drei Beratungsstellen nur für Frauen - zwei in Altona/Eimsbüttel und eine in Sasel. „Das ist natürlich überhaupt nicht ausreichend und oft sehr weit entfernt für diejenigen, die Hilfe brauchen“, sagte Wicher.
Ebenfalls großen Bedarf sieht er bei der Versorgung mit Psychotherapeutinnen und therapeuten: „Menschen mit psychischen Belastungen brauchen ein breites Angebot: Beratung, Hilfestellung, aber vor allem eben auch psychologischen Beistand vor Ort.“ Daher fordert der Verband vom Senat und der kassenärztlichen Vereinigung ein besseres Konzept für die ambulante psychosoziale Versorgung und mehr, speziell auf Frauen abgestimmte Angebote.
Studien würden darauf hinweisen, dass Frauen während ihres Lebens häufiger stressige Ereignisse erleben und eine größere Stresssensibilität als Männer aufweisen. Depressionen würden bei Frauen zudem auch durch die Erfahrung von häuslicher Gewalt und sexueller Übergriffe verursacht, hieß es. Auch gesellschaftliche Normen und Erwartungen zu traditionellen Geschlechterrollen, dürfte das Auftreten von Depression bei Frauen begünstigen.
Hinzu kämen bei Rentnerinnen „psychosoziale Stressfaktoren wie finanzielle Sorgen, Erkrankungen, Verwitwung oder die verantwortungsvolle Pflege des Partners“, sagte Wicher. Insgesamt fühlten sich gerade Frauen ab 60 zurückgesetzt und empfänden wenig sozialen Rückhalt. „Wieder einmal sind Frauen die Verliererinnen“, sagte der Hamburger Verbandschef.
Laut Studie der Krankenkasse AOK leiden 13,5 Prozent der Hamburgerinnen und Hamburger an Depressionen. Vor allem Frauen seien betroffen, verstärkt diejenigen zwischen 55 und 59 Jahren: „Hamburg liegt im Bundesvergleich auf Platz vier. Und die Zahl der Menschen in der Stadt, die psychisch überbelastet sind, wird steigen, denn jetzt kommen die Babyboomer langsam ins Rentenalter“, sagte Wicher.