Wo kaputte Dinge wieder funktionieren
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Thomas Wiedemann im Repair-Cafes in Aying bei München

Seit Dezember 2024 werden Repair-Cafés vom Bundesumweltministerium gefördert: Kaputte Dinge, wie etwa Elektrogeräte, werden von Ehrenamtlichen wieder funktionsfähig gemacht. Zu Besuch im Repair-Café in Aying, einer ländlichen Gemeinde nahe München.

München (epd). Das Bürgerhaus in Aying liegt direkt neben dem Rathaus, und im ersten Stock ist an diesem Sonntagnachmittag einiges los. Leute kommen und gehen, im hinteren Teil des Saales gibt es Kaffee und Kuchen, während vorne an mehreren Tischen an elektrischen Geräten geschraubt wird. An der Eingangstür sitzt Thomas Wiedemann. Der 62-Jährige ist der Organisator des hiesigen Repair-Cafés und nimmt all die Dinge an, die ihren Geist aufgegeben haben, zumindest vorerst.

Wiedemann versieht sie mit einem Laufzettel und legt sie hinter sich auf einen Tisch. Zettel Nr.15: „Toaster bleibt nicht unten.“ Zettel Nr. 8: „Staubsauger, Schalter defekt.“ Zettel Nr. 11: „Küchenmaschine klappt nicht zu.“ Gerät und Zettel werden dann von den Tüftlern des Repair-Cafés zu einem Arbeitstisch gebracht. Hier erfolgt die „Diagnose“.

Förderprogramm des Bunds und Berlins

Ein neues Förderprogramm des Bundesumweltministeriums nennt sich „Reparieren statt Wegwerfen“. Es hat zwei Stoßrichtungen: Verbraucherinnen und Verbraucher sollen vermehrt ihre kaputten Produkte reparieren lassen anstatt sie „vorzeitig zu entsorgen und neu zu kaufen“. Und die ehrenamtlichen Bastler können leichter neue Maschinen, Werkzeuge oder sonstige Ausstattung anschaffen. Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) sagt: „Repair-Cafés und Selbsthilfewerkstätten sind eine wichtige Stütze für das Recht auf Reparatur. Und sie sind Orte der Bürgerbeteiligung, in denen Umweltschutz aktiv gelebt wird.“

Das Förderprogramm des Bundesumweltministeriums läuft bis 2026 stellt bis zu 3.000 Euro für Einrichtungen zur Verfügung, die als gemeinnützige Vereine organisiert sind. Im weiteren Verlauf des Programms sollen auch Anbieter gefördert werden, die nicht als Verein konstituiert sind, insgesamt stehen drei Millionen Euro an Geldmitteln bereit.

Es gibt aber auch andere Arten der Förderung. So unterstützt etwa der Berliner Senat die Reparatur von Elektrogeräten wie Waschmaschinen oder Staubsauger. Instandsetzungen aller haushaltsüblichen Geräte werden mit bis zu 200 Euro gefördert, die Reparatur kann sowohl in gewerblichen als auch nichtgewerblichen Reparaturbetrieben wie Repair-Cafés vorgenommen werden. 2024 wurden in Berlin 7.500 derartige Reparaturanträge gestellt.

1.200 Reparaturangebote in ganz Deutschland

Bundesweit gibt es laut Verbraucherzentrale rund 1.200 Repair-Cafés, die zum ersten Mal 2009 in den Niederlanden auftauchten. Sie fördern das ökologische Anliegen, Müll zu vermeiden und Umwelt und Ressourcen zu schonen. In Bayern gibt es an die 250 Repair-Cafés, von Aschaffenburg bis Murnau.

Staubsauger, Kaffeemaschinen, Spielekonsolen, Radios, Plattenspieler - die Bandbreite der in Aying zur Reparatur gebrachten Dinge ist groß. Neben der Reparatur von Elektrogeräten und sogar einem Nähservice zur Kleiderreparatur gibt es auch die Möglichkeit, sein Fahrrad checken zu lassen. Vor dem Bürgerhaus hat ein Radmechaniker sein Werkzeug ausgebreitet und inspiziert Bremsen und Gangschaltungen.

Jörg von Styp (59) ist Elektroingenieur schraubt an einem alten Fernseher herum. Das Besondere: Das Gerät hat einen integrierten DVD-Player. Und der funktioniert nicht mehr, er klemmt. Dafür wird dann die Platine sehr heiß. Die Sache ist kompliziert: „Ich bin ein bisschen ratlos“, sagt von Styp und legt die Stirn in Falten.

Er ist einer der zwölf Ehrenamtlichen, die seit gut zwei Jahren das Repair Café hier am Laufen halten. Die einen reparieren, die anderen kochen den Kaffee und backen die Kuchen. Die „Kunden“ sind also gut versorgt, während sie darauf warten, dass ihre mitgebrachten Geräte repariert sind - oder auch nicht. Zwischen 20 und 30 Leute kommen zu dem Termin im Bürgerhaus, der alle drei Monate stattfindet.

Haftung leider ausgeschlossen

Eine ältere Dame steht bei Thomas Wiedemann und hat gleich mehrere Handys dabei. „Welches ist kaputt?“, fragt er. Eigentlich keines, aber die SIM-Karten gehörten gewechselt. Und wie ist das mit der Haftung für die reparierten Sachen? „Wir machen das nicht gewerblich, sondern als Nachbarschaftshilfe“, erklärt Wiedemann, da sei die Haftung ausgeschlossen.

Elektroingenieur von Styp hat derweil den Defekt im DVD-Player gefunden. Ein Kunststoffzahnrad ist gebrochen und hat den DVD-Schlitten blockiert. Aber: wegen fehlender Ersatzteile ist hier nichts mehr zu machen. „Wir können nicht alles reparieren, aber zumindest in den meisten Fällen feststellen, wo der Fehler liegt“, sagt Organisator Wiedemann.

Rudolf Stumberger