Bundespräsident verteilt Suppe an "Ärmste der Armen"
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Bundespräsident Steinmeier bei der Kältehilfe

Der Bundespräsident hat am 13. November vor dem Berliner Hauptbahnhof Gulasch- und Erbsensuppe an Obdachlose ausgeteilt. Damit wollte Frank-Walter Steinmeier auf die wichtige Arbeit der Kältebusse der Berliner Stadtmission aufmerksam machen.

Berlin (epd). Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat am 13. November vor dem Berliner Hauptbahnhof die Kältebusse der Berliner Stadtmission besucht und Suppe an Obdachlose verteilt. Anlass war das 30-jährige Bestehen der Kältebusse, die nach dem Erfrierungstod eines Obdachlosen 1994 in Berlin von der Stadtmission initiiert wurden.

Seitdem fahren die Kältebusse von Anfang November bis Ende März nachts zu Menschen, die auf der Straße leben. Sie haben Schlafsäcke, heißen Tee und Suppe dabei und bieten den obdachlosen Menschen an, sie in eine Notunterkunft zu bringen. Das Ziel ist, sie vor dem Kältetod zu bewahren. Im vergangenen Winter zählten die Kältebusse 1.580 Transporte und legten mehr als 31.000 Kilometer zurück. Sie brachten 237 Menschen mehr ins Warme als im Vorjahr. Ergänzend zu den drei Kältebussen der Stadtmission gibt es in Berlin auch einen Wärmebus des DRK.

„Dankbarkeit zum Ausdruck bringen“

Steinmeier sagte, „ich bin hierhergekommen, um meine Dankbarkeit zum Ausdruck zu bringen für das große Engagement der vielen Haupt- und Ehrenamtlichen der Stadtmission“. „Für die Ärmsten der Armen“ seien die Wintermonate eine schwere und lebensbedrohliche Zeit. Er sei selbst kürzlich mit einem Kältebus mitgefahren und habe erlebt, wie sehr obdachlose Menschen auf diese Hilfe angewiesen seien. Steinmeier dankte auch den Menschen, die diese Hilfe durch Spenden ermöglichten.

Es gehört seit vielen Jahren zur Tradition, dass der jeweilige Bundespräsident zum Jahresende eine Einrichtung der Berliner Obdachlosenhilfe besucht und dort öffentlichkeitswirksam mit anpackt. Die Aufmerksamkeit können die in der Berliner Kältehilfe zusammengeschlossenen Einrichtungen gut gebrauchen. So sind die Berliner Kältebusse zu 100 Prozent spendenfinanziert.

Nächtliche Einsätze mit Tee und Suppe

Die Kältebusse fahren nachts zwischen November und März, gelenkt von haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern von Hilfsorganisationen, nachts durch Großstädte und suchen Obdachlose auf - beladen mit Schlafsäcken, heißem Tee und Suppe. Ihre Aufgabe ist es, die Menschen in eine Notunterkunft zu bringen oder sie vor Ort mit warmen Getränken und einem warmen Schlafsack zu versorgen, um sie vor dem Kältetod zu bewahren.

Diese Form der Obdachlosenhilfe wird von Jahr zu Jahr schwerer, wie Kältebus-Fahrer Matthias Spreemann berichtete. So habe etwa die Zahl von körperbehinderten Obdachlosen in Rollstühlen in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Mittlerweile machten diese Menschen zehn bis 20 Prozent der Hilfsbedürftigen aus. Wer komplett bewegungseingeschränkt sei, beispielsweise amputierte Beine habe, für den gebe es praktisch keine Plätze in den Notunterkünften.

Barrierefreie Unterkünfte fehlen

„Wir haben große Not, diese Menschen unterzubringen, weil die Notunterkünfte nicht barrierefrei sind“, sagte Spreemann, der bereits im sechsten Jahr den Kältebus fährt. Zudem wird für diese Menschen praktisch eigenes Pflegepersonal gebraucht, was die Stadtmission aber nicht leisten kann.

Vergangene Woche habe er in einer Nacht deswegen drei Rollstuhlfahrer in der Kälte zurücklassen müssen, berichtete Spreemann: „Wir konnten ihnen nur mit warmem Tee und Decken helfen.“ Der Kältebus-Fahrer beobachtet zudem eine eindeutige Zunahme von Menschen mit psychischen Auffälligkeiten unter den Obdachlosen.

Das zeigt auch der Blick in die Statistik der von der Stadtmission betriebenen Notunterkunft am Hauptbahnhof mit eigentlich 127 Plätzen. Die Unterkunft war vergangenen Winter mit 137 Gästen nicht nur jede Nacht überbelegt. Es gab in der Zeit auch 343 medizinische Notfälle, das bedeutete mehr als zwei pro Tag. Die haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter erlebten 32 Suizidversuche und -absichten, in 21 Fällen wurden sie von Gästen geschlagen, getreten oder angespuckt.

Markus Geiler