Brüderschaft mit religiösen Wurzeln
Die Halloren feiern 500. Jubiläum
Halle (epd).

Sie sind aus Halle nicht wegzudenken: Bei offiziellen Empfängen und Veranstaltungen sieht man die „Halloren“, wie sie im Volksmund genannt werden, in ihren historischen Festkleidern. Ihr korrekter Name lautet „Salzwirker-Brüderschaft im Thale zu Halle“, denn hier liegen die Wurzeln der Gemeinschaft. Die Salzwirker, die in Halle einst aus hochprozentiger Sole das Siedesalz herstellten, schlossen sich im 15. Jahrhundert zu einer Brüderschaft zusammen. Am Donnerstag feiern sie ein Doppeljubiläum: 1524, vor genau 500 Jahren, ist die „Salzwirker-Brüderschaft zu Ehren der Jungfrau Maria“ urkundlich bestätigt worden. Bereits vor 615 Jahren, im Jahr 1409, hat der damalige Magdeburger Erzbischof Günther II. von Schwarzburg (1382-1445) den Salzwirkern das Recht eingeräumt, eine Brüderschaft zu gründen.

Ursprünglich galt das Jahr 1491 als Gründungsjahr - mittlerweile wissen die Halloren, dass sie viel älter sind. Das Doppeljubiläum wird am Donnerstag in der Moritzkirche gefeiert. Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) hat sich ebenso angekündigt wie der Magdeburger katholische Erzbischof Gerhard Feige. Der damalige Bezug auf Maria, nach biblischer Überlieferung die Mutter Jesu, macht die religiösen Wurzeln der Halloren deutlich. Und die spielt auch heute noch eine Rolle, macht der Erste und Regierende Vorsteher der Brüderschaft, Tobias Heinicke, im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd), deutlich.

„Wir haben bei uns alle Konfessionen vertreten - Katholiken und Protestanten, aber auch Menschen, die nicht in der Kirche sind“, erzählt Heinicke: „Wir beginnen fast jede Feierlichkeit in der Moritzkirche mit einem Gottesdienst.“ So wird etwa ein neu gewählter Vorstand dort eingesegnet, auch feiern die Halloren dort jedes Jahr den Advent und begehen dort Trauerfeiern für verstorbene Mitglieder. „Wir bekennen uns zum humanistisch-christlichen Menschenbild“, betont Rüdiger Just, ebenfalls Vorstandsmitglied der Halloren.

Waren die Halloren ursprünglich eine Mischung aus religiöser und sozialer Gemeinschaft der Salzwirker, pflegen sie seit vielen Jahrzehnten vorwiegend alte Sitten und Gebräuche. Dazu gehört aber immer noch soziales Engagement, wie etwa das Grabgeleit für einsam Gestorbene.

Ursprünglich wurde die Mitgliedschaft in der Brüderschaft sozusagen vererbt, erzählt Heinicke. Jeder männliche Nachkomme eines Halloren konnte Mitglied werden. Das sei heute jedoch anders: Die Mitgliedschaft steht allen Deutschen offen. Nach drei Jahren legt man schließlich vor dem Vorstand eine Prüfung ab und ist dann stimmberechtigtes Mitglied. Zwar werden nach wie vor ausschließlich Männer aufgenommen, aber man sei sehr stolz auf die Frauen und Mädchen, die ins Leben der Gemeinschaft voll integriert seien, betont Heinicke.

Zu den traditionellen Veranstaltungen gehört vor allem in den ungeraden Jahren das „Pfingstbier“ 14 Tage nach Pfingsten. Am Vorabend werde immer ein neuer Vorstand gewählt, berichtet Heinicke. Zum Jahreswechsel überbringen sie zudem dem Oberbürgermeister sowie dem Rektor der Universität ihre Neujahrsgrüße. Zu solchen Anlässen tragen die Halloren stets ihr Festkleid - eine Uniform, die laut Just im Jahr 1840 vom Preußenkönig Friedrich Wilhelm IV. (1795-1861) verbrieft wurde. Sie gehe aber bereits auf den Siebenjährigen Krieg (1756-63) zurück.

Diese Tradition pflegt die Salzwirker-Brüderschaft bis heute. Momentan gehören 49 Stimmberechtigte und sechs Kandidaten der Gemeinschaft an, davon drei unter 20-Jährige. Sogar das DDR-Regime konnte dem Brauchtum nichts anhaben - die Halloren blieben stets rechtsfähig. „Es gab nie irgendwo Einschnitte“, erzählt Heinicke. „Man hat nicht versucht, uns zu Märtyrern zu machen, sondern hat uns in Ruhe gelassen und in eine Nische eingeräumt“, ergänzt Just.

Von Oliver Gierens (epd)