"Reporter ohne Grenzen": Hohe Zahl an getöteten Journalisten
Berlin (epd).

Nach Recherchen von „Reporter ohne Grenzen“ (RSF) sind im laufenden Jahr 54 Journalistinnen und Journalisten wegen ihrer Arbeit getötet worden. Besonders riskant sei die Kriegsberichterstattung gewesen, teilte die internationale Journalistenorganisation am Donnerstag in Berlin in ihrer Jahresbilanz der Pressefreiheit 2024 mit. So ist die Zahl der bis zum Stichtag 1. Dezember in Konfliktregionen getöteten Medienschaffenden so hoch wie seit fünf Jahren nicht mehr.

Die mit Abstand gefährlichste Region war demnach mit einem knappen Drittel der Getöteten erneut der Gaza-Streifen. Insgesamt kamen dort laut Jahresbilanz der Journalistenorganisation seit Kriegsbeginn am 7. Oktober 2023 mehr als 145 Medienschaffende ums Leben. In Israel wurden seit Kriegsbeginn zwei, im Libanon fünf Reporterinnen und Reporter wegen ihrer Arbeit getötet.

In Pakistan kamen den Angaben zufolge sieben Medienschaffende ums Leben, in Bangladesch wurden fünf Journalisten bei der Berichterstattung über blutige Massenproteste getötet.

Weltweit saßen in diesem Jahr 550 Journalistinnen und Journalisten im Gefängnis. Das seien sieben Prozent mehr als im Vorjahr, hieß es. Der Anstieg gehe vor allem auf zwei Länder zurück. In Russland wurden demnach in diesem Jahr acht, in Israel 17 Medienschaffende inhaftiert. Die jüngsten politischen Entwicklungen in Syrien flossen nicht mehr in die Jahresbilanz ein. Dort waren Anfang Dezember 23 Medienschaffende in Haft.

Knapp die Hälfte der weltweit inhaftierten Journalistinnen und Journalisten sitzt in den Gefängnissen in China, einschließlich Hongkong (124), Myanmar (61), Israel (41) und Belarus (40). Jahr für Jahr behauptet China laut „Reporter ohne Grenzen“ seinen Status als das Land, in dem die meisten Medienschaffenden weggesperrt werden.

Weltweit waren am Stichtag der Jahresbilanz mindestens 55 Medienschaffende in fünf Ländern entführt, darunter 38 in Syrien, neun im Irak, fünf im Jemen, zwei in Mali und einer in Mexiko. Zwei der 55 Medienschaffenden wurden in diesem Jahr entführt, beide im Jemen.

Vier Medienschaffende verschwanden den Angaben zufolge in diesem Jahr. Sie recherchierten in Burkina Faso, Nicaragua, Russland und Syrien. Eine syrische Journalistin verschwand im Juni. Nach Informationen von „Reporter ohne Grenzen“ stand sie im Visier des Geheimdienstes. Am vergangenen Sonntag erfuhr die Organisation von ihrer Freilassung.

Weltweit werden derzeit 95 Journalistinnen und Journalisten in 34 Ländern vermisst. Mehr als ein Viertel von ihnen verschwand in den vergangenen zehn Jahren. Das höchste Risiko hätten Medienschaffende in Mexiko, hieß es. Ein knappes Drittel der Fälle konzentriere sich auf das zentralamerikanische Land.

Medienschaffende würden getötet, inhaftiert und entführt. Viel zu häufig blieben diese Verbrechen straffrei, sagte die Geschäftsführerin deutschen RSF-Sektion, Anja Osterhaus: „Wir müssen diejenigen schützen, die uns informieren. Ihre mutige Arbeit macht menschliches Leid in Kriegen, Korruption und Machtmissbrauch sichtbar.“

„Reporter ohne Grenzen“ veröffentlicht seit 1995 die Jahresbilanz der Pressefreiheit.