Waldbrände und Starkregen als Weckruf
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Waldbrand
Das Klimahaus in Bremerhaven startet Ausstellung zu Wetterextremen
Bremerhaven (epd).

Milliardenschäden durch den Orkan „Kyrill“ im Januar 2007, verheerende Überschwemmungen mit vielen Todesopfern unter anderem im Ahrtal im Juli 2021, Dürre, Brände und Ernteausfälle in der Sommerhitze 2022: Wetterextreme wie diese treten Studien zufolge immer häufiger auf, Wissenschaftler begründen den Trend mit dem menschengemachten Klimawandel. Das Klimahaus in Bremerhaven widmet dieser Entwicklung nun eine einzigartige Dauerausstellung zu Wetterextremen, die Besucherinnen und Besucher multimedial ins Geschehen zieht.

Zentrales Element ist eine Hubplattform, eine Art Fahrstuhl, der über drei Etagen eine inszenierte Reise durch die Atmosphäre ermöglicht. In einer Mischung aus Videos, Bewegung, Sound, Spezialeffekten und Bühnenelementen werden die Naturgewalten in einem 360-Grad-Erlebnis dargestellt: Auf der Plattform geht es vorbei an Waldbränden, tropischen Wirbelstürmen, Starkregen und Dürre. So entsteht eine Show, die die Kraft der Natur und ihre dramatischen Auswirkungen erlebbar machen soll.

Mehr als 14 Millionen Euro wurden dem Klimahaus zufolge in die Schau investiert, die ab Anfang Januar auf über 1.000 Quadratmetern besucht werden kann. Ursprünglich sollte sie am 5. Dezember starten, doch es gibt technisch bedingte Verzögerungen.

Projektleiterin Astrid Dreßel, die die Planungen und den Aufbau für die Berliner Ausstellungsmacher vom Studio klv begleitet hat, betont die zentrale Rolle der emotionalen Elemente. Denn die Inszenierung soll nicht nur informieren, sie soll auch ein Bewusstsein für den Klimawandel fördern. „Wir wollten ein Erlebnis schaffen, das jeden anspricht und uns als Menschen mobilisiert, aktiv zu werden“, sagt Dreßel.

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) ist als wissenschaftlicher Partner an der Konzeption der Ausstellung beteiligt. Gerahmt wird die Reise durch die brodelnde Atmosphäre von zwei Ausstellungsflächen: So beleuchten unten in einem Extremwetterstudio die Exponate die Phänomene selbst, wie es zu Extremen kommt und warum sie durch die globale Erwärmung immer häufiger werden. Oben geht es um die Frage, wie gehandelt werden kann.

Wie wichtig das ist, zeigt eine aktuelle Studie des internationalen Forscher-Netzwerkes World Weather Attribution (WWA). Demnach sind den zehn weltweit tödlichsten Wetterereignissen seit 2004 mehr als 570.000 Menschen zum Opfer gefallen. Die Untersuchung belegt: Ohne den menschengemachten Klimawandel hätte es weniger Opfer gegeben.

So begegnen den Ausstellungsgästen im abschließenden Bereich „Augenzeugen“ Menschen, die mit den Folgen von Extremwetterereignissen konfrontiert wurden oder daran arbeiten, wie die Gesellschaft besser mit solchen Herausforderungen umgehen kann. Deutlich wird, wie sehr der Mensch Teil des Problems ist - und auch der Lösung. Von den Augenzeugen kommen deshalb Anregungen zum Schutz der Erde und des Klimas.

Das passt zum Konzept des Klimahauses, das seit seiner Eröffnung 2009 durch Bob Geldof von mehr als sieben Millionen Gästen besucht wurde. Neben der neuen Ausstellung können sie weiterhin eine Reise rund um die Erde erleben: Entlang des 8. Längengrades Ost werden auf rund 11.500 Quadratmetern alle Klimazonen präsentiert.

Der Rockmusiker Geldof bezeichnete die Inszenierung mit ihrem Aufforderungscharakter zur Bewahrung der Erde als „Liebesbrief an den Planeten“. Mut machen für den Klimaschutz, das ist auch diesmal wieder das Ziel. Der Ausstellung gehe es eben nicht darum, Hilflosigkeit zu erzeugen, bekräftigt Klimahaus-Meteorologin Annika Brieber: „Die Botschaft soll sein, dass wir etwas verändern können.“

Von Dieter Sell (epd)