Kirche will Jugendliche stärker einbeziehen
Evangelische Landessynode setzt Tagung in Berlin fort
Berlin (epd).

In der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) sollen 16- und 17-Jährige künftig regulär in die Gemeindeleitungen gewählt werden können. Dies war bereits seit 2017 in einer bis 2028 befristeten Probephase möglich. Über die Entfristung dieser Regelung hat die Synode der Landeskirche am Donnerstag bei ihrer Herbsttagung in Berlin debattiert und sich dafür ausgesprochen. Über die erforderliche Änderung der Grundordnung soll am Samstag entschieden werden, ebenso über einen Vorschlag für eine Altersobergrenze von 74 Jahren für eine Kandidatur zu ehrenamtlichen Leitungsämtern in den Gemeindekirchenräten.

In seinem Bischofswort an die Synode verteidigte Landesbischof Christian Stäblein am Donnerstag das Kirchenasyl für von Abschiebung bedrohte Flüchtlinge. Die Kirche sei auch eine „Kirche mit Geflüchteten“ sagte er. Der Einsatz „für eine humane, menschenwürdige Rede von Fliehenden, die in Not zu uns gekommen sind“, bleibe Kernauftrag der Kirche. Dazu gehöre auch das Kirchenasyl als „Dienst für die Gesellschaft, die auf diese Weise an ihr Fundament der Barmherzigkeit erinnert“ werde.

Wer das Kirchenasyl breche, breche „mit seiner eigenen Humanität und Achtung“, sagte Stäblein: „Wir rufen um dieses Landes und des Staates selbst willen: Fasst das Kirchenasyl nicht an. Es sind Menschen. Punkt.“

Stäblein forderte zugleich die Freilassung der vor mehr als einem Jahr von der Terrororganisation Hamas aus Israel verschleppten Geiseln. „Bringt die Geiseln zurück, lasst sie endlich frei“, sagte er. Die Kirche stehe „an der Seite der Existenz des jüdischen Volkes und des Rechts auf einen eigenen Staat“.

Zur Debatte über den assistierten Suizid sagte der Bischof, als Erstes müssten die „enormen gesellschaftlichen Defizite bei der elementaren Sterbehilfe“, der klassischen Sterbebegleitung, in den Blick genommen werden. „Wir brauchen viel mehr Hospizplätze“, sagte Stäblein: „Wir brauchen viel mehr Orte, an denen würdiges Sterben mit der Zeit, die uns geschenkt ist, möglich ist.“

Das Kirchenparlament beschloss am Donnerstag auch einen Nachtragshaushalt für das laufende Jahr. Der Umfang von knapp 473,7 Millionen Euro weicht nur geringfügig vom bisherigen Plan ab. Dort waren für 2024 bislang knapp 473,4 Millionen Euro vorgesehen. Hintergrund der Änderungen sei unter anderem, dass das Zentrum für Dialog und Wandel in Cottbus, das den Strukturwandel in der Lausitz begleitet, in den Haushalt der Landeskirche aufgenommen wurde, sagte Finanzdezernent Hartmut Fritz. Aus Kirchensteuern auf Löhne und Einkommen seien bis Ende Oktober insgesamt 216 Millionen Euro eingenommen worden.

Die Synode tagt noch bis Samstag in Berlin. Themen sind unter anderem das Engagement Jugendlicher, der Klimaschutz, die Aufarbeitung von Missbrauchsfällen sowie Haushaltsfragen. Am Freitag ist erstmals eine Jugendsynode geplant, bei der sich die Kirchenparlamentarierinnen und -parlamentarier mit jungen Leuten austauschen wollen. Die 108 Synodalen repräsentieren rund 800.000 evangelische Christinnen und Christen in Berlin, Brandenburg und der sächsischen Region Görlitz.